Geschichte
der Leobersdorferbahn
Im Jahre 1875 wurde der Bau der Strecke St.Pölten - Leobersdorf samt der Zweigbahn nach
Schrambach der Firma Carlo Ronchetti übergeben. Als Sitz der Bauleitung wurde der Markt
Hainfeld gewählt. Nach Vollendung der Trassierungsarbeiten und gründlicher Überprüfung
der abgesteckten Strecke wurde im Juni 1875 mit dem Unterbau begonnen.
Trassenarbeiten in Hainfeld
Es mussten Hügel
abgetragen, Dämme aufgeschüttet, Einschnitte hergestellt, Viadukte aufgeführt, Bäche überbrückt
und ein Tunnel gebohrt werden. Dann kam der Oberbau, die Schwellen und die Schienen, die
Schotterfüllungen, die Errichtung der Bahnschranken, das Setzen der Kilometersteine usw.
Tunnelbau am Gerichtsberg
Nach Eintreten von finanziellen Schwierigkeiten mussten die Bauarbeiten für kurze Zeit eingestellt
werden, da das Konsortium seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen konnte. Sie
mussten ihre Stammaktien der Regierung anbieten, die aber nur den zehnten Teil des Normalwertes
bezahlte und damit billig in den Besitz der gesamten Stammaktien gelangte. (heutzutage werden
staatliche Betriebe an Private verschleudert; SEMPERIT, VOEST, Tabak Austria, Austrian Airlines ...)
Kleiner geschichtlicher Überblick über die
Leobersdorferbahn
und den Zweiglinien nach
Kernhof und Türnitz
St. Pölten
Leobersdorf
Traisen
Freiland
Türnitz
St. Aegyd am Neuwalde
Am 1. September 1877 konnte die Strecke Kaumberg -Leobersdorf und am 3. Oktober 1877 die Strecke
Kaumberg - St.Pölten als "k. k. Niederösterreichische Südwestbahn" eröffnet werden. Die Eröffnung wurde
ohne Feierlichkeit zur Kenntnis genommen. In den ersten Jahren verkehrten nur zwei durchgehende
gemischte Züge, zwei von Hainfeld nach jeder Richtung auslaufende Morgen und zwei aus beiden
Richtungen in Hainfeld ankommende Abendpersonenzüge mit Maschinen von 13 Tonnen Dienstgewicht.
Der Bau der Südwestbahnen war Impuls für die wirtschaftliche Aufwertung der Gemeinden des südlichen
Niederösterreichs. Soviel Aufschwung die Leobersdorferbahnden Gemeinden gebracht hat, so sehr wird
sie heute vernachlässigt und diese vorhandene Transportkapazität zugunsten der LKW-Transportunternehmen
gewaltsam vernichtet. Die Pioniere dieser Bahn müssen dies zum Glück nicht mehr miterleben.
Welche Bedeutung die Bahn für Hainfeld hatte, zeigt folgende Statistik aus dem Jahre 1909 der
Eisenbahnstation HAINFELD !
Erstmals wurde 1869 von dem Gutsbesitzer Adolf Freiherr von Pittel und dem Bauunternehmer
Peter Giacomozzi vorgeschlagen, das Traisen-, Gölsen- und Triestingtal für die Verbindung der
Kaiserin-Elisabeth-Westbahn mit der Südbahn zu nutzen.
- 1877 -
Zur Aufgabe (Ausfuhr) gelangten durchschnittlich:
Schnittholz ....................300 Waggons
Brennholz ......................250 Waggons
Langholz ........................140 Waggons
Wertholz .........................60 Waggons
Fabriks- und Alteisen .....100 Waggons
Weißkalk .........................80 Waggons
Gerberlohe .......................70 Waggons
Hornvieh .........................100 Waggons
Abgeladen (Einfuhr) wurden durchschnittlich:
Bau- und Wertholz ........................30 Waggons
Getreide und Mehl ......................300 Waggons
Kartoffeln .......................................30 Waggons
Horn- und Borstenvieh .................150 Waggons
Zucker .............................................15 Waggons
Salz ..................................................15 Waggons
Bier ..................................................30 Waggons
Wein .................................................15 Waggons
Kunstdünger und Stroh .....................30 Waggons
Mauerziegel ......................................150 Waggons
Bau und Schleifsteine ..........................50 Waggons
Zement ................................................30 Waggons
Kohle und Koks ..................................100 Waggons
Werk-, Alt-, Fabriks- und Roheisen ....400 Waggons
Eisendraht ..........................................100 Waggons
Maschinen aller Art .............................10 Waggons
3150 Waggons durchschnittlich im Jahr !!!
Zu dem kommt noch, dass diese Bahn wichtig für die Durchfuhr von ungarischem Getreide, Mehl und Vieh war.
Bahnhof Hainfeld
Hier in Hainfeld sind zu dieser Zeit etwa 300 Eisenbahner beschäftigt.
So arbeiten hier neben dem Bahnhofvorstand 3 Stationsbeamte, 1 Frachtenkassier, 1 Manipulantin,
2 Stationsgehilfen, 1 Magazinsaufseher, 2 Verschieber, 1 Lampister, 1 Magazinsdiener,
5 Weichenwärter, 1 Nachtwächter, 5 Reservebremser, 2 Personenzugspartien, 3 Güterzugspartien
sowie die Arbeiter der eigenen Zugsförderung, der Werkstätte, der Achsdreherei, dem Heizhaus
und das Reinigungspersonal.
Kernhof